Donnerstag, 17. Juni 2010

Januar - Maerz

Bisschen verspaetet, aber so macht man das ja in Bolivien: die Zusammenfassung der naechsten drei Monate.

Nach Weihnachten hatten wir erstmal bisschen Ferien, da es sowieso keinen Schulunterricht gab. Deswegen haben wir die Gelegenheit benutzt um die Salz- und Silbertour zu machen. Vollbepackt im Jeep mit sieben Leuten plus Fahrer haben wir den Salar de Uyuni, den groessten Salzsee der Welt und dessen umliegenden Lagunen drei Tage lang erkundet.

Davor gings noch kurz nach Potosí, der Stadt am Berg mit den meissten Rohstoffen auf der ganzen Welt. Potosí war schon einmal die reichste und groesste Stadt ueberhaupt, zeitweise stammten mehr als 50% des Silbers von ganz Europa von diesem Ort.

Schliesslich in La Paz angekommen gings noch mit nem Tourbus rundherum und querdurch, zu den wichtigsten Sehenswuerdigkeiten der Stadt. Anschliessend musste ich auch schon wieder nach Sucre, wo mein Spanischkurs begann. Quasi fuer 2 Monate ging dann das so: Taeglich zwei Stunden Einzelunterricht, taeglich ca. fuenf Stunden Hausaufgaben, nur Sonntag hatte man frei. Der Unterreicht war stets recht gut, man hat haupsaechlich seine Hausaufgaben vorgestellt und mit der Lehrerin geredet, Samstag hat man sich in der Gruppe stundenlang mit Grammatikthemen beschaeftigt. Der Rekord war an einem Tag tatsaechlich mal neun einhalb Stunden! Zu den Hausaufgaben zaehlten dabei Zeitungsartikelzusammenfassen und vortragen, Grammatikthemen, ueber Themen aus der Heimat oder Bolivien 5 Minuten anhand von Stichpunkten reden, 5 Minuten lang Bilder beschreiben, Briefe oder Aufsaetze verfassen oder auch Lieder auswendig lernen und zur CD singend vortragen.

Unsere Lehrerin war stets streng und konsequent aber im Grunde genommen sehr nett zu uns, bei unseren Bloedeleien konnte sie meisstens kaum ein Schmunzeln verkneifen. Zwar hab ich in der Zeit sehr viel ueber Ausdrucksweisen und Grammatik gelernt, mir Vokabeln einzupraegen hab ich darueberhinaus aber nicht mehr gross geschafft, aber bis zum DELE Test worauf wir alle gelernt hatten gabs ja noch genuegend Zeit zum Nachholen.

Unterbrochen hab ich den Kurs nur fuer zwei Wochen, einmal zu Fasching, das Wochenende haben wir in Oruru verbracht, wo zu der Zeit dort der Ber steppt, ansonsten ist es aber da tote Hose - zurecht, denn die Stadt is echt ziemlich haesslich. 20.000 Taenzerinnen und Taenzer und 14.000 Musikerinnen aber hauptsaechlich Musiker zogen in einem Grossen Aufmarsch fuer zwei Tage durch die Feststrasse, links und rechts davon waren grosse Tribuenen aufgebaut, vollbesetzt von Leuten, die sich gegenseitig mit Spruehschaum und Wasserbomben bombardierten. Beliebtes Ziel waren dabei vor allem Weisshaeutige und Frauen, Gott sei Dank war ich nicht beides.

Die Hitze von ca. 30ºC hinderte die Taenzer nicht mit dicken und schweren Kostuemen 8 Stunden lang durch die Strassen zu springen, teilweise hatten manche noch baerenaehnliche Kostueme mit dicken Fell an.

Anschliessend gings noch fuer n Wochenende auf die Machachitour, einer dreitaegigen Wanderung zu Pferd und Fuss zu einer alten Inkaruine, bestehend aus einer verfallenen Mauer und ein paar verfallenen Hausruinen. Klingt nicht spektakulaer, wars auch nicht, aber dafuer die ganze Landschaft durch die man ritt und schritt. Saftig gruene Vegetation, steile Berge, Bergbaeche mit Trinkwasserqualitaet, Wasserfaelle von denen man mit nem Koepfer runtersprigen kann, sehr sehr eindrucksvoll das ganze. Die beiden Uebernachtungen haben wir in einer aelternen Huette mit tollen provisorischen Feldbetten in Schlafsaecken verbracht. Dort konnte ich meine tolle Eigenschaft, nicht von Floehen gebissen zu werden, voll ausspielen. Jonas lag im selben Bett wie ich, er hatte geschaetzt 50 Stiche, ich zwei kleine - schoene Sache!

Ansonsten hab ich in Sucre neue Leute kennengelernt und mich voll und ganz in die wunderbare Stadt eingelebt, alles in allem eine schoene aber relativ anstrengende Zeit.

Huayna Potosí - 6088m ist der hoch

So, am Montag haben wir mit unserer 3-Tagestour zum Huayna Potosí angefangen, dem einfachsten und niedrigstern 6000m Berg von Bolivien. Am ersten Tag gings zwei Stunden lang ueber ne Schotterpiste drei Stunden zum Eisklettern. Danach liessen wir den Abend mit entspanntem Skatspielen ausklingen und irgendwann um 9 Uhr abends ins Bett. Das Quartier war auch schon ein bisschen hoeher, 4700m oder so - das sind im Vergleich zu La Paz etwa 1000 Hoehenmeter Unterschied. Am naechsten Vormittag trugen wir dann unsere Bergausruestung auf 5100m zum Hoehenlager rauf, alles noch in normaler Kleidung ueber nen Felsenweg. Dort gings dann schon nachmittags um sechs Uhr ins bett, weil der Wecker schon auf halb eins gestellt war.

Dementsprechend gings nach nen kleinen Fruehstueck, leicht bepackt mit Wasser und Schokolade, ausgestattet mit Kopflampen, Steigeisen und Eispickel den Gletscher hoch. Ueberraschenderweise hatte ich dabei kaum Probleme, im Gegensatz zum Ulf (hier in Schwarz), der sich ab 5500m schon hochgequaelt hat. Puenktlich zum Sonnenaufgang kamen wir um sieben Uhr morgens am Gipfel an, nur das letzte Stueck musste man kletternd zuruecklegen, der Rest war gut planiert und als Weg vorgelaufen. Zur Sicherung hing man in einer dubios gesicherten Seilschaft aneinander, wir zu viert mit unserem Guide. Anders als Ulf, der 50 Meter vorm Gipfel noch eben gekotzt hat, kamen Lukas und ich relativ entspannt und ausgeruht am hoechsten Punkt an. Da hat sich wohl die Gewoehnung an die Hoehe bezahlt gemacht. Dementsprechend ueberlegen wir vielleicht uns noch an nen hoeheren Berg ranzuwagen, man ist schliesslich nicht immer in der Verfassung.

Anschliessend sind wir im Sonnenlicht wieder nach unten gelaufen, was erstens waermer war und belastender fuer meinen rechten Zehennagel. Der Schuh war mir wohl etwas zu gross und ich bin bei jedem zweiten Schritt vorne angestossen, jetz ist er bissl blau. Auf dem Hoehencamp gabs dann noch was zu essen, um eins uhr Mittags waren wir wieder mit all unserer Ausruestung im Tal, das waren dann so ca. 10 Stunden latschen, eigentlich ganz nett fuer nen Vormittag.

Die Tour hat sich aber definitiv gelohnt, die Aussicht und das Erlebnis waren klasse aber irgendwie bin ich auch ein bisschen enttauescht von der "duennen Luft", man ist halt schneller ausser Puste, aber Atemnot, Kopfweh oder aehnliche Sachen hatte ich nicht. Der Huayna ist halt kein Everest!